Ausbildung zum Erzieher/ zur Erzieherin

Evangelische Fachakademie für Sozialpädagogik Nürnberg

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Mit dem SPS 1a in der Begegnungsmoschee Medina

Zu früh sind wir da, stehen vor einem Gebäude, das von außen nicht erkennen lässt, was sich dahinter verbirgt und was uns hier erwartet. Pünktlich trifft Aysche ein, sie studiert eigentlich Design und trifft in ihrer Freizeit ehrenamtlich oft nicht-muslimische Dialoginteressierte, um gegen die Fremdheit und die Vorurteile etwas zu tun.

Schuhe ins Regal - dann nehmen wir in großer Runde Platz. Es beginnt ein zunehmend offenes Gespräch, über islamischen Glauben, die Frömmigkeit und das Leben, über unsere Vorerfahrun-gen und Fragen. Irgendwann stößt ein junger Vorbeter zu uns, es wird auch gelacht, es gibt kaum Fragen, die wir nicht wagen zu stellen. Deutlich wird auch, wie unterschiedlich wir in manchen Be-reichen denken, die Sicht der Homosexualität oder die Politik Erdogans werden angesprochen. Später dürfen wir Besucher uns muslimisch ‚verkleiden’, Aysche hilft mit Stirnband und Nadeln die Kopftücher anzulegen, die Männer dürfen ihr Gewand im Vorraum überziehen - und erkennen kaum die verhüllten Klassenkameradinnen wieder.

Wir werden durch einen mit glitzernden Trachten und Säbeln ausgestatteten kühlen Gang in einen Gebetsraum geführt, dessen Säulen und Wände mit arabischen Schriftzitaten und bunten Fliesen geschmückt sind. Um die fremde Religion - die übrigens für eine Praktikantin die eigene war - kör-perlicher zu spüren, durften Freitagstreppe, Gebetsnische und natürlich der Bodenteppich in einem nachvollzogenen rituellen Gebet ‚ausprobiert‘ werden. Wir lauschen der Rezitation der Eröffnungs-sure in arabischer Sprache und versuchen unbeholfen, Gesten und Niederwerfung nachzuvollzie-hen. Manche wollen auch nur zuschauen. Wieder im vertrauten individuellen Outfit probieren wir noch Tee und Gebäck, bevor wir in Eile zum nächsten Unterricht aufbrechen.

Großen und herzlichen Dank den muslimischen Dialogpartnern, für ihre Offenheit und ihr Enga-gement - es ist gut, ins Gespräch zu gehen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrzunehmen, auszuhalten, vielleicht sogar an manchen Punkten von ihnen zu lernen und zu erleben, wie nahe Muslime uns als Menschen sein können.

Bei vielen entstand der Wunsch, einmal als Muslime gekleidet, in Nürnbergs Straßen zu erleben, wie die Menschen uns begegnen würden.

Friederike Scharrer